4. Impuls der Gebetswoche 2021

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.“

–  Die lebensrettende Bedeutung der Vergebung des Vaters

von Siegfried Röder

Es geht bei dieser Bitte um ungleich mehr als nur um Vergebung für unsere moralischen Verfehlungen.

Die Bibel zeigt bereits auf den ersten Seiten (Adam und Eva) auf, dass der Mensch die Gemeinschaft mit Gott von Anfang an verlassen hat, weil er sein Leben selbst in die Hand nehmen und „sein wollte wie Gott“. Dieses Getrenntsein von Gott findet sich auch in der sprachgeschichtlichen Bedeutung der Begriffe Sünde und Schuld als „Zielverfehlung“. Durch Jesu Tod am Kreuz nimmt Gott unsere Schuld auf sich. Mit dieser Bitte nehmen wir das Geschenk der Vergebung von Gott an und werden mit ihm versöhnt. Das verheißt unserem Leben schon hier eine neue Qualität und eine Zukunft über den Tod hinaus. Deswegen kann Jesus sagen: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben“.

Die Größe der Vergebung des Vaters

Nirgends leuchtet die Größe der vergebenden Liebe des Vaters wohl eindrücklicher auf als in der Erzählung vom „verlorenen Sohn“ in Lukas 15. Gott eilt dem heimkehrenden, zerlumpten Sohn entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn zärtlich – ohne Vorbedingung und ohne Bewährungsfrist. Er unterbricht ihn, als der über sich selbst das Verdammungsurteil sprechen will und beschenkt ihn mit umfassender Vergebung und einer neuen Würde. Der Sohn, der seine Freiheit ohne den Vater gewählt hatte, erhält für immer Heimatrecht im Vaterhaus (nach „Zeit mit Gott“).

Die „soziale“ Dimension der Vergebung des Vaters

Die fünfte Bitte beim Vaterunser ist als „Zwilling“ formuliert und hat eine doppelte Ausrichtung. Die beiden Teile der Bitte werden miteinander verknüpft durch ein geradezu schonungsloses Bindewort. Wir bitten Gott, unsere Schuld zu vergeben, „wie“ wir anderen Menschen vergeben. Für Jesus ist diese Verknüpfung so wichtig, dass er sie unmittelbar nach dem Vaterunser in Matthäus 6 nochmals besonders hervorhebt: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“

Gebetsanliegen

Wir danken

  • für die unendliche Liebe des Vaters, die uns und allen Menschen gilt und sie „heimsucht“ für Jesu Leiden und Sterben als Lamm Gottes, das unsere Schuld trägt und für das Geschenk des Glaubens, dass unser Heil allein in Jesus liegt

 

Wir beugen uns,

  • dass wir eigene Schuld so oft und gern verstecken, verharmlosen oder abschieben,
  • dass es uns so schwerfällt, andere um Vergebung zu bitten, gerade auch im eigenen Lebensumfeld,
  • dass wir andere so gern kritisieren oder gar anklagen, anstatt für sie zu beten und das Gespräch zu suchen
  • dass wir mit Gottes Schöpfung so egoistisch umgehen

 

Wir bitten darum,

  • dass wir uns demütig unter Gottes Gebote stellen